Zeitleiste

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Die folgenden 24 Stationen geben einen Überblick zur Geschichte des Geländes an der Wilhelm- und Prinz-Albrecht-Straße (heute Niederkirchnerstraße) vom 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart.

Zwischen 1933 und 1945 befanden sich hier die wichtigsten Einrichtungen des nationalsozialistischen Verfolgungs- und Terrorapparates.

Nach 1945 wurde der Ort häufig als »Gestapo-Gelände« und später auch nur als »das Gelände« bezeichnet.

Stadtmodell mit symmetrischem Straßennetz, das sternförmig auf einen zentralen Platz zuläuft.

Die Berliner Friedrichstadt wird im 18. Jahrhundert in südlicher Richtung erweitert. Eines der wichtigsten Gebäude ist ein stattliches Palais an der Einmündung der Kochstraße in die Wilhelmstraße, das seit 1830 von Prinz Albrecht von Preußen genutzt wird. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entwickelt sich rund um den Anhalter und den Potsdamer Bahnhof großstädtisches Leben. Das Kunstgewerbemuseum wird eröffnet und die Prinz-Albrecht-Straße angelegt. Modell der Haupt- und Residenzstadt Berlin um 1750 / Stiftung Stadtmuseum Berlin / Reproduktion: Dorin Alexandru Ionita, Berlin

18./19. Jahrhundert 

Historischer Stadtplan. Im Zentrum der „Park des Prinzen“ mit geschwungenen Wegen. Südlich-westlich der Grünfläche das Museum für Völkerkunde, rechts daneben das Kunstgewerbemuseum. Darunter, westlich des Parks, ein hufeisenförmiges Gebäude.

Neben dem Kunstgewerbemuseum in der Prinz-Albrecht-Straße 8 wird 1905 das Gebäude der Unterrichtsanstalt des Kunstgewerbemuseums eröffnet. Darin findet auch die Bibliothek des Kunstgewerbemuseums ihren Sitz. 1924 verlässt die Unterrichtsanstalt das Gebäude und wird mit der Hochschule für Bildende Künste in Charlottenburg zusammengelegt. Das Gebäude wird vermietet, doch einige Ateliers stehen weiterhin zur Verfügung. Stadtplan von Julius Straube (Ausschnitt), 1910 / Landesarchiv Berlin / Histomap Berlin

1905

Schwarz-weiß-Fotografie: Monumentales, fünfstöckiges Gebäude mit reich verzierter Fassade und Mansarddach. Davor eine ruhige Straße mit Gehweg, Straßenlaternen und einem Passanten mit Zeitung.

Die im April 1933 gegründete Geheime Staatspolizei (Gestapo) bezieht kurze Zeit später das Gebäude Prinz-Albrecht-Straße 8. Im Keller- oder Sockelgeschoss des südlichen zum Park des Prinz-Albrecht-Palais gelegenen Gebäudeflügels wird ein Hausgefängnis eingerichtet. Viele der Häftlinge sind politisch Verfolgte aus Widerstandskreisen in Deutschland. Später kommen auch Gegner:innen des NS-Regimes aus den von Deutschland besetzten Gebieten dazu. Gebäude der Unterrichtsanstalt und der Kunstbibliothek aus östlicher Richtung, 1933 / Bundesarchiv, Bild 183-R97512 / CC-BY-SA 3.0

1933

Schwarz-weiß-Fotografie: Zwei Männer in nationalsozialistischer Uniform schütteln sich mit ernstem Blick die Hände. Der Mann links trägt eine Pistole im Holster, der rechte einen Dolch. Sie stehen vor einer großen Hakenkreuzfahne an der Wand.

Im Jahr 1934 gelingt es dem Reichsführer-SS Heinrich Himmler die Hoheit über die politischen Polizeien der Länder zu erringen. Nun wechseln zentrale SS-Dienststellen nach Berlin. Die Reichsführung der SS bezieht das ehemalige Hotel Prinz Albrecht in der Prinz-Albrecht-Straße 9, der Sicherheitsdienst der SS (SD) das Prinz-Albrecht-Palais in der Wilhelmstraße. Hermann Göring und Heinrich Himmler in der Prinz-Albrecht-Straße 8, 1934 / Bundesarchiv, Bild 183-R96954 / CC-BY-SA 3.0

1934

Schwarz-weiß-Fotografie auf der ein repräsentatives Amtszimmer mit großem Schreibtisch, Kronleuchter und Wandteppich mit Reichsadler abgebildet ist.

Die Gebäude an der Wilhelm- und Prinz-Albrecht-Straße bilden seit 1939 das Zentrum des Reichssicherheitshauptamtes (RSHA), zu dem neben dem SD auch die Kriminalpolizei gehört, die ihren Sitz am Werderschen Markt hat. In den Folgejahren kommen weitere über die Stadt verteilte Standorte dazu. Das RSHA ist die Institution, die für die Verfolgung im besetzten Europa und für verschiedene Mordaktionen verantwortlich ist. Reinhard Heydrichs Dienstzimmer im Prinz-Albrecht-Palais, um 1942 / Brandenburgisches Landesamt für Denkmalpflege und Archäologisches Landesmuseum, Bildarchiv, Neg.-Nr. 44 L 26 / 7204.15, Berlin, Palais Prinz Albrecht

1939

Luftaufnahme einer freien Fläche mit umliegenden, zerbombten Gebäuden.

Am Ende des Zweiten Weltkriegs sind die Gebäude an der Prinz-Albrecht- und Wilhelmstraße stark zerstört. Das Prinz-Albrecht-Palais wird 1948 gesprengt, die ehemalige Gestapo-Zentrale bis Mitte der 1950er Jahre abgetragen. Die Enttrümmerung des Geländes erfolgt bis Anfang der 1960er Jahre. Auch ein in den 1930er Jahren errichteter Garagenkomplex der Gestapo wird abgerissen. Kunstgewerbe- und Völkerkundemuseum, Europahaus-Komplex und Gebäudereste, 1954 / Geoportal Berlin

Nach 1945

Gezeichneter Stadtplan mit der Überschrift „Stätten der Verfolgung und des Widerstandes in Berlin 1933-1945“ und darauf markierten Standorten.

Rund um den ehemaligen Hinrichtungsschuppen des Strafgefängnisses Berlin-Plötzensee, wo zwischen 1933 und 1945 über 2800 Menschen ermordet wurden, befindet sich seit 1952 eine Gedenkstätte. Im Jahr 1960 erscheint eine Broschüre über den Ort. Sie enthält einen Stadtplan mit NS-Täterorten, in dem unter anderem die Zentrale der Gestapo eingezeichnet ist. Die Auflage der Broschüre liegt 1967 bei über eine Million Exemplaren. Die weite Verbreitung im In- und Ausland trägt dazu bei, dass die Geschichte des Geländes nicht vollkommen in Vergessenheit gerät. Rückseite der Broschüre »Plötzensee«, hrsg. von der Landeszentrale für Politische Bildungsarbeit, Berlin (West) 1960 / Gedenkstätte Deutscher Widerstand

1960 

Schwarz-weiß-Fotografie einer menschenleeren Straße entlang der Berliner Mauer, flankiert von hohen Gebäuden.

Der Bau der Berliner Mauer 1961 teilt die Stadt Berlin für 28 Jahre in zwei Hälften. Das Gelände, das im Bezirk Kreuzberg liegt, gerät in eine West-Berliner Randlage. Die Mauer verläuft in der Südlichen Friedrichstadt entlang der Stresemann-, Niederkirchner- und Zimmerstraße. Berliner Mauer entlang der Zimmerstraße/Niederkirchnerstraße, ca. 1963 / Stiftung Berliner Mauer / Foto: Wolfgang Schubert / Schenkung von Brigitte Schubert

1961

Rasterförmig angeordnete, farbige Karteikarten an einer Wand, die im Rahmen einer Ausstellung gezeigt werden.

Im Frühjahr 1963 beginnt die Generalstaatsanwaltschaft beim Kammergericht Berlin (West) Ermittlungen gegen ehemalige Angehörige des Reichssicherheitshauptamtes (RSHA). Bis zum Beginn der ersten Prozesse 1969 werden etwa 700 Namen ermittelt. Auch der einstige Standort der Zentrale des RSHA rückt durch die Berichterstattung über die Verfahren in den Blick einer breiteren Öffentlichkeit. Installation von 2010 von Karteikarten aus den Ermittlungen gegen Mitarbeitende des Reichssicherheitshauptamtes in der Topographie des Terrors / Foto: Ulrich Tempel

1963 bis 1969 

Schwarz-weiß Fotografie von drei Männer im Anzug im Freien; der mittlere lächelt in die Kamera, der rechte blickt freundlich zum linken, der ernst schaut.

In einer Villa am Wannsee beraten im Januar 1942 hochrangige Vertreter des NS-Staates über die systematische Ermordung der Jüdinnen und Juden Europas. Ein Verein um den Auschwitz-Überlebenden Joseph Wulf fordert 1966/1967, an dem Ort ein Internationales Dokumentationszentrum einzurichten. Der Senat will die Villa, in der sich damals noch ein Schullandheim befindet, nicht freigeben. In der Debatte um das Zentrum wird auch das »Gestapo-Gelände« als alternativer Standort vorgeschlagen. Die Idee findet jedoch keine Umsetzung. Joseph Wulf, Nachum Goldmann und Peter Heilmann vor der Wannsee-Villa, Oktober 1966 / Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz / Sammlung Peter Heilmann / Foto: unbekannt

1967/1968

Luftaufnahme eines begrünten Geländes mit stark geschwungenen Wegen, umgeben von städtischer Bebauung und Straßen.

Nach dem Bau der Berliner Mauer entsteht auf dem Gelände eine Brache. Ende der 1960er Jahre wird auf dem Geländeteil an der Wilhelm- und Anhalter Straße ein Autoübungsgelände eröffnet. Nördlich davon ist eine Bauschuttverwertungsfirma tätig. Beide Nutzungen bleiben bis Mitte der 1980er Jahre bestehen. Blick auf das Autodrom und die Schutthügel, im Hintergrund das ehemalige Reichsluftfahrtministerium, Juli 1981 / Margret Nissen / Stiftung Topographie des Terrors

Seit Ende 1960er Jahre

Straßen- und Verkehrsplan mit einer gestrichelten Linie, die eine geplante Straßenverbindung zwischen Prinz-Albrecht-Straße und Anhalter Bahnhof markiert.

Ende der 1970er Jahre wird der Entschluss zu einer Internationalen Bauausstellung (IBA) in Berlin gefasst. Die Südliche Friedrichstadt ist einer der Hauptstandorte. Die IBA interveniert gegen den Plan, die Kochstraße über das Gelände zu verlängern. Mit Erfolg, die Pläne werden fallengelassen. Der Architekturkritiker Dieter Hoffmann-Axthelm weist auf die historische Bedeutung des Geländes hin. Planungen des Senats für den Wettbewerb »Hauptstadt Berlin«, 1957 / Berlin. Planungsgrundlagen für den städtebaulichen Ideenwettbewerb »Hauptstadt Berlin«, Bonn 1957

Um 1980

Fotografie eines Schreibens der Arbeitsgemeinschaft verfolgter Sozialdemokraten (AVS) an den Berliner Bausenator. Der maschinengeschriebene Brief vom Februar 1989 betrifft eine geplante Straßenverbindung.

Opfer- und Verfolgtenorganisationen wie die Liga für Menschenrechte oder die Arbeitsgemeinschaft Verfolgter Sozialdemokraten und Einzelpersonen fordern im Kontext der Internationalen Bauausstellung (IBA) und der Vorbereitung der Ausstellung »Preußen – Versuch einer Bilanz« den Ort der ehemaligen Gestapo-Zentrale zu markieren. Schreiben der Arbeitsgemeinschaft Verfolgter Sozialdemokraten (AVS), 9. Februar 1980 / Landesarchiv Berlin, B Rep. 002 Senatskanzlei Nr. 38213

1979/80

Schwarz-weiß-Fotografie: Eine große Menschenmenge versammelt sich auf einem freien Platz vor einem historischen Gebäude.

Im August 1981 wird im Martin-Gropius-Bau die Ausstellung »Preußen – Versuch einer Bilanz« eröffnet. Bis November besuchen fast 500.000 Menschen diese Ausstellung, die sich in 33 Räumen der preußischen Geschichte widmet. Im Raum 32 (»Preußen im Nationalsozialismus«) wird der Blick durch ein Fenster auf das bis 1945 von Gestapo und SS verwendete Areal gelenkt, das von der Bauschuttverwertungsfirma und dem Autoübungsplatz genutzt wird. Eröffnungsveranstaltung am 15. August 1981 / Margret Nissen / Stiftung Topographie des Terrors

1981

Titelseite einer Broschüre, auf der ein rot umrandetes Gelände markiert ist mit dem Titel „Offener Wettbewerb, Südliche Friedrichstadt. Gestaltung des Geländes des ehemaligen Prinz-Albrecht-Palais“. Unten das Logo der Internationalen Bauausstellung 1987.

Im Juni 1983 werden die Unterlagen für einen auf das Gelände bezogenen Gestaltungswettbewerb ausgegeben. Die »geschichtliche Tiefe des Ortes« soll »mit den Nutzungsansprüchen wie Parkgestaltung, Spielplatz, Bewegungsfläche etc. in Übereinstimmung« gebracht werden. Im April 1984 vergibt die Jury einen ersten Preis, der auch ein »aktives Museum« vorsieht. Der Entwurf zieht viel Kritik auf sich. Ende 1984 entscheidet sich der Senat gegen eine Realisierung. Zur 750-Jahrfeier Berlins 1987 soll das Gelände provisorisch hergerichtet werden. Titelblatt der Ausschreibung »Offener Wettbewerb – Berlin. Südliche Friedrichstadt. Gestaltung des Geländes des ehemaligen Prinz-Albrecht-Palais«

1983/84

Titelseite einer Broschüre des Aktiven Museums Faschismus und Widerstand in Berlin. Oben das Logo der Initiative, darunter eine schwarz-weiße Luftaufnahme des ehemaligen Gestapo-Geländes. Am unteren Rand der Titel: „Beiträge zur Konzeption“

Im Juni 1983, parallel zur Auslobung des Wettbewerbs, gründet sich der Verein Aktives Museum Faschismus und Widerstand in Berlin. Er besteht aus Organisationen und Einzelpersonen. Ziel ist es, die im Gedenkjahr 1983 organisierten Projekte zu verstetigen. Der Verein schaltet sich in die Diskussion um die künftige Gestaltung des »Gestapo-Geländes« ein und wird zu einem wichtigen Akteur für die Thematisierung des Ortes. Cover der Broschüre »Beiträge zur Konzeption« des Aktiven Museums, März 1984

1983 

Schwarz-weiß-Fotografie: Eine lange Reihe Menschen gräbt konzentriert einen schmalen Graben. Rechts im Vordergrund ein Megafon und Textblätter in einer Hand. Im Hintergrund ein massives Gebäude mit klar gegliederter Fassade.

Am 5. Mai 1985 laden das Aktive Museum und die Berliner Geschichtswerkstatt zu einer »Erinnerungsaktion« auf dem »Gestapo-Gelände« ein. Dort liegen Spaten und Schaufeln bereit. Etwa 60 Personen beteiligen sich an einer symbolischen Grabungsaktion, ungefähr an der Stelle, wo sich das Hausgefängnis der Gestapo befand. Parallel dazu wird eine Textcollage verlesen, die auf den historischen Ort und das Kriegsende 1945 Bezug nimmt. Die Aktion bringt neue Bewegung in die Beschäftigung mit dem Ort. Foto Hans Peter Stiebing / Nachlass apabiz e.V.

5. Mai 1985 

Plakat zur Großkundgebung am 8. Mai 1985 mit dem Slogan „Nie wieder Faschismus – Nie wieder Krieg“. Links eine schwarz-weiße Trümmerlandschaft mit Kindern und davor ein farbiges Porträt eines Kindes. Rechts Veranstaltungstext mit Redner Jesse Jackson.

Anlässlich des 40. Jahrestages der Beendigung des Zweiten Weltkrieges organisiert ein breites Bündnis von über 100 Organisationen in West-Berlin eine große Friedensdemonstration. In einem Sternmarsch ziehen über 30.000 Teilnehmer:innen zur Abschlusskundgebung an die Gedächtniskirche auf dem Breitscheidplatz. Einer der Startpunkte liegt unweit des Ortes, an dem drei Tage zuvor die Aktion »Nachgegraben« stattgefunden hat. Plakat zur Großkundgebung an der Gedächtniskirche am 8. Mai 1985, Gestaltung: Ernst Volland / Privatbesitz

8. Mai 1985

Schwarz-weiß-Fotografie: Eine Gruppe Menschen blickt hinter einer Absperrung in eine Ausgrabung mit freigelegten Mauerresten und einem gefliesten Bodenstück. Links ein historisches Gebäude mit Baugerüst, rechts im Hintergrund die Berliner Mauer.

Ende 1985 bildet sich die Initiative zum Umgang mit dem »Gestapo-Gelände«. Sie will den weiteren Entscheidungsprozess nicht allein den politisch Verantwortlichen überlassen und fordert Aktivitäten zur Sicherung von möglichen Spuren der Gebäude, in denen die Polizei- und SS-Institutionen ihren Sitz hatten. Unterstützt wird die Initiative unter anderem von der Akademie der Künste, dem Deutschen Gewerkschaftsbund und dem Aktiven Museum. Angehörige der Initiative vor einem Kellerstück an der Niederkirchnerstraße, 1986 / Stefanie Endlich / Stiftung Topographie des Terrors

Dezember 1985 

Schwarz-weiß-Fotografie: Blick auf eine Ausgrabungsstätte mit freigelegtem Mauerwerk und gepflastertem Boden. Mehrere Blumenkränze sind auf dem Fundament angeordnet. Im Hintergrund ein historisches Gebäude sowie unbebautes Gelände mit Erdaufschüttungen.

Im Rahmen der provisorischen Herrichtung des Geländes für die 750-Jahrfeier Berlins im Jahr 1987 beauftragt der Kultursenator den archäologisch erfahrenen Architekten Dieter Robert Frank mit Ausgrabungs- und Spurensicherungsarbeiten. Kellermauern an der Niederkirchnerstraße und Fundamentreste an der Wilhelmstraße kommen zutage, vor allem aber Reste von Zellenfußböden des Hausgefängnisses der Gestapo. Damit gibt es ein bauliches Zeugnis für den Haftort vieler Gegner:innen des NS-Regimes. Ausgegrabene Zellenfußböden im Südflügel des Gebäudes der Gestapo-Zentrale, September 1986 / Margret Nissen / Stiftung Topographie des Terrors

1986

Schwarz-weiß-Fotografie: Blick in eine Ausstellung mit großformatigen Informationstafeln, die frei im Raum hängen. Die Tafeln zeigen Texte und Bilder zur Grabungsdokumentation.

1987 wird in beiden Stadthälften die 750-Jahrfeier Berlins aufwendig gefeiert. Der Martin-Gropius-Bau zeigt ab August die Ausstellung »Berlin, Berlin«. Bereits am 4. Juli 1987 eröffnet nebenan die Topographie des Terrors. In einem Pavillon wird eine Dokumentation zu den Themen Gestapo, SS und Reichssicherheitshauptamt gezeigt. Das Gelände ist durch Wege, Informationstafeln und einen Aussichtspunkt erschlossen. Die Ausstellung problematisiert auch den Umgang mit dem Gelände nach 1945. Tafel im Ausstellungspavillon der Topographie des Terrors mit Bezug zur Aktion »1933-1945 Nachgegraben«, 1987 /Margret Nissen / Stiftung Topographie des Terrors

1987 

Schwarz-weiß-Fotografie: Eine Gruppe von Personen steht im Gespräch auf einer unbebauten Fläche und betrachtet eine Tafel. Im Hintergrund Baukräne und Rohbauten, rechts Büsche und Bäume.

Eine Fachkommission diskutiert 1989/90 den bisherigen Umgang mit dem Gelände. In einem Abschlussbericht werden Ergebnisse und Empfehlungen formuliert. Darin geht es unter anderem um die Sicherung der materiellen Spuren und die Erhaltung des Geländes, sowie um ein Besucherzentrum, Formen des Gedenkens und konkrete Vorschläge zum weiteren Verfahren. Angehörige der Fachkommission und weitere Expert:innen bei einer Ortsbegehung, 1989 / Stefanie Endlich / Stiftung Topographie des Terrors

1989/90

Ein Mann bringt eine Inschrift auf einem Steinblock an, umgeben von weiteren Personen. Links halten Demonstrierende ein Schild mit der Aufschrift „Nazi-Richter ungestraft – Gedenkstätte verhindert 1989“. Mehrere Fotograf*innen dokumentieren die Szene.

Zum 50. Jahrestag des Beginns des Zweiten Weltkrieges veranstaltet der Verein Aktives Museum zusammen mit der Aktion Sühnezeichen Friedensdienste und dem Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) eine symbolische Grundsteinlegung für ein Aktives Museum auf dem »Gestapo-Gelände«. Der schwarze Granitblock mit eingelassener Messingtafel mahnt die Verwirklichung eines Aktiven Museums auf dem Gelände an und fordert: »Aus dem damaligen Ort der Täter muss heute ein Denkort werden«. Michael Pagels (DGB) und Leonie Baumann (Aktives Museum) bei der Platzierung der Inschrift auf dem Grundstein, 1. September 1989 / Aktives Museum / Foto: Jürgen Henschel

1. September 1989

Schwarz-weiß-Fotografie: Blick in eine leere Straße entlang der Berliner Mauer. Links die Grenzmauer, rechts ein großes, geradliniges Gebäude. Zwei Personen gehen die Straße entlang, der Boden ist unbefestigt.

Im Oktober 1989 erstreiten die Menschen in der DDR politische Veränderungen. Der Fall der Mauer am 9. November 1989 hat auch für das Gelände weitreichende Folgen. Aus der West-Berliner Randlage wird wieder ein Ort in der Mitte Berlins. Der Aufmerksamkeit, die dem Gelände seit 1987 zuteilwurde, ist es zu verdanken, dass das Mauerstück am Martin-Gropius-Bau erhalten blieb. Mauerfall, staatliche Vereinigung und die Entscheidung für Berlin als Hauptstadt intensivieren erinnerungskulturelle Debatten. Die Berliner Mauer in der Niederkirchnerstraße, Mai 1990 / Margret Nissen / Stiftung Topographie des Terrors

Ende 1989

Schwarz-weiß-Fotografie: Blick in eine Ausstellung mit zahlreichen frei hängenden Text- und Bildtafeln.

Die Tätigkeit der Fachkommission 1989/90 und der zivilgesellschaftliche Aktivismus münden 1992 in die Gründung der Stiftung Topographie des Terrors. Ein Bauwettbewerb für ein künftiges Dokumentationszentrum findet 1993 statt, der Entwurf von Peter Zumthor wird jedoch nicht vollendet. 2006 gewinnen Ursula Wilms und Heinz W. Hallmann einen neuen Wettbewerb. Das gestaltete Gelände und das Gebäude des Dokumentationszentrums werden 2010 eröffnet. Tafel im Ausstellungspavillon der »Topographie des Terrors«, 1992 / Margret Nissen / Stiftung Topographie des Terrors

1992 

Scrolle wie gewohnt Wische oder ziehe in alle Richtungen